Beschreibung
Die den Titel der Arbeit vorgebende rechtspolitische Fragestellung, ob das deutsche Übernahmerecht reformbedürftige Defizite aufweist, ist maßgeblich durch jüngere Übernahmesachverhalte motiviert. Zu nennen sind allen voran die Übernahme der Hochtief AG durch die spanische ACS, Actividades de Construcción y Servicios, S.A. im Herbst 2010, die rechtspolitische Fragen in Bezug auf die Möglichkeit der Umgehung des übernahmerechtlichen Aktionärsschutzes aufgeworfen hat, sowie das gescheiterte Fusionsvorhaben von Deutsche Börse AG und NYSE Euronext Inc., das komplexe Anwendungsschwierigkeiten bei der Strukturierung eines grenzüberschreitenden Unternehmenszusammenschlusses unter Verwendung eines aktientauschfinanzierten Übernahmeangebots nach dem WpÜG aufgezeigt hat.
Gegenstand der vorliegenden Untersuchung ist der Reformbedarf des WpÜG im Hinblick auf den Aktionärsschutz bei Kontrolltransaktionen (Kapitel 1), der generelle Handlungsspielraum des Bieters im Hinblick auf die Angebots- und Angebotsinhaltsbindung (Kapitel 2) sowie die Tauglichkeit des übernahmerechtlichen Instrumentariums für die Strukturierung (grenzüberschreitender) Unternehmenszusammenschlüsse.
Damit orientiert sich der Gang der Untersuchung an den bereits hervorgehobenen Motiven der Übernahmerichtlinie (Schutz der Minderheitsaktionäre, Rechtsklarheit im Angebotsverfahren sowie Flexibilität dieses Rechtsrahmens für neue Umstände) und berücksichtigt die Interessen und Belange ihrer drei wesentlichen Schutzadressaten, die Aktionäre der Zielgesellschaft, der Bieter und die Zielgesellschaft sowie die Allgemeinheit in ihrem Interesse an der Funktionsfähigkeit des Marktes für Unternehmenskontrolle.